Scannen statt anprobieren: Mit 3D-Lasermessung zur massgeschneiderten Kleidung

06.06.2014

Kleider machen Leute, heißt es gemeinhin - aber nur dann, wenn die Passform stimmt. Doch trotz einer Vielzahl von Konfektionsgrößen ist das manchmal so eine Sache mit dem richtigen Sitz von Hemd, Hose, Kleid oder Rock. Kundenindividuelle Massenproduktion (Mass Customization) soll es möglich machen - maßgeschneidert und doch bezahlbar. Daher setzen einige Bekleidungs- und Sportartikelhersteller auf die individuelle Körpervermessung mit Sensoren, wie zum Beispiel dem Laserscanner LMS400 von SICK.

LMS400 Laserscanner SICK

Der LMS400 von SICK ist ein Laserscanner, der im industriellen Umfeld zum Beispiel zur Volumenmessung, für die Fracht- und Paketabfertigung oder zur Positions- und Lageerfassung verwendet wird. Hersteller wie die XX Production online GmbH in Breuna setzen den LMS400 in ihren Body Scanning CRM-Körpermessgeräten ein. Dort erfassen sie individuelle Faktoren wie Körpergröße, Wirbelsäulenlänge sowie Kopf-, Schulter-, Taillen- und Beckenbreite und andere anatomische Gegebenheiten.

Bodyscanning CRM Körpermessgerät

Der LMS400 wird mit einer gleichförmigen Geschwindigkeit über einen 2,2 m langen Verfahrweg auf und ab bewegt, um die Person von vorn und von hinten zu scannen. Aus einem Abstand von etwa einem Meter werden mit Laserlicht in wenigen berührungslosen Scanvorgängen von jeweils etwa vier bis sieben Sekunden alle relevanten Körpermaße erfasst. Aus den 2D-Konturinformationen des Laserscanners ergibt sich eine Punktewolke im 3-dimensionalen Raum. Daraus erstellt das Body Scanning CRM-System ein 3D-Modell der Person und ermittelt die Anthropometrie relevanter Bereiche als Informationen, zum Beispiel für die Bekleidungsherstellung.

Bodyscanning CRM Körpermessgerät

Punktewolke aus den Messdaten des Laserscanners

Beim LMS400 von SICK handelt es sich um einen kompakten Laserscanner der Laserschutzklasse 2. Das Sendelicht wird gefächert ausgesendet und der Empfang der Remission einer Objekt- bzw. Körperoberfläche ausgewertet. Winkelauflösungen, die bis zu 0,1° genau sein können und Messgeschwindigkeiten bis zu 500 Hz können je nach Aufgabenstellung optimal parametriert werden. Gleiches gilt für die Messfeldbreite: Die Winkelbereiche können zwischen 0° und 70° stufenlos eingestellt werden. Die Körperdaten werden an die Auswertung des Body Scanning CRM-Systems übertragen und dort für die individuelle Maßanfertigung bereitgestellt. Über eine Software können Kunden zusätzlich individuelle Entscheidungen wie Farbe und Schnitt zu Ihrem Produkt eingeben.   Das  Messsystem wird aber nicht nur für die Maßanfertigung von Sporttextilien und Laufschuhen, sondern auch für die optimale ergonomische Einstellung von Fahrrädern, Sportbikes und Sitzen verwendet. Es ist sogar möglich, Autofahrer vor Fahrtantritt zu scannen und die Messdaten über W-Lan an das Fahrzeug zu übertragen, damit der Fahrersitz automatisch auf die ideale Auflagefläche, Rückenlehnenneigung, Kopfstützenhöhe und Position der Lordosenstütze eingestellt ist. Damit schaffen Körpermessgeräte wie das Body Scanning CRM die Voraussetzungen für eine neue Produktions- und Vertriebsform von Artikeln, bei denen es aus vielfältigen Gründen auf die individuelle Passform ankommt - die Mass Customization.   Individualisierter als Massenware und doch nicht mit den Produktions- und Logistikkosten der Losgröße 1″ behaftet gelingt es hier zum Beispiel bei Sport- und Sicherheitsbekleidung oder Uniformen, auf der Basis einer Anzahl variabler und individueller Parameter persönliche Schuh- und Konfektionsgrößen zu definieren und nach diesen Maße wirtschaftlich vertretbar zu fertigen. Möglich wird dies, weil die jeweiligen Artikel modular konzipiert und hergestellt werden. Dabei werden standardisierte Massenkomponenten mit individualisierten modularen Komponenten zu einem kundenspezifischen Endprodukt zusammengefügt - und das mit stabilen, kosteneffizienten Prozessen in Produktion und Logistik. Generell haben viele Textilfirmen, die den Begriff Standardgröße beispielsweise von Kontinent zu Kontinent unterschiedlich definieren (müssen), ein großes Interesse an solchen objektiven 3D-Messverfahren und deren Ergebnissen. Sie können dadurch, mit Hilfe von bevölkerungsspezifischen Körpermaßen, ihre Konfektionsgrößen für die verschiedenen Weltmarktregionen optimieren.