In 75 Jahren ist SICK vom deutschen Kleinunternehmen aus Süddeutschland zum Global Player mit über 10.000 Beschäftigten herangewachsen. Wie hält SICK die Balance zwischen globalem Netzwerk und lokalen Knotenpunkten? Welchen Einfluss hat die Globalisierung eines Unternehmens auf dessen Kultur und Werte? Und wie stützt die Unternehmenskultur die „interne“ Globalisierung?
Globalisierung in Unternehmen: Gemeinsam unabhängig sein
Die richtige Balance zwischen globalem Netzwerk und lokalem Bewusstsein ist für Dr. Mats Gökstorp, CEO von SICK, Voraussetzung für den Erfolg internationaler Unternehmen. „Als global agierendes Unternehmen haben wir Kunden, Partner und Beschäftigte, die an ihren jeweiligen Standorten und in ihren jeweiligen Märkten und Regionen verwurzelt sind. Und dort müssen wir ihnen auf Augenhöhe begegnen. Das können wir nur in einer starken dezentralen Organisation erreichen, in der unsere Beschäftigten auch unabhängig vom traditionellen Headquarter agieren können.“
Werte teilen, Unterschiede schätzen
Der gebürtige Schwede hat internationale Geschäftsbeziehungen schon früh für sich entdeckt. Er erinnert sich an den Beginn seiner Karriere bei einem Start-up in Linköping: „Wenn man in einem kleinen Land wie Schweden aufwächst, lernt man schnell, dass man der Welt die Hand reichen und Dinge erkunden muss, die über die eigene Umgebung hinausgehen. Der Markt in Schweden war für unsere Lösungen nicht groß genug. Wir begannen also sehr früh auch in Europa und den USA Kunden zu gewinnen. Dadurch lernten wir mehr, fanden neue Partner und konnten unser Geschäft ausbauen. So habe ich früh gelernt, dass man offen sein, verschiedenen Kulturen kennen lernen und die Menschen in anderen Ländern verstehen lernen muss, wenn man international erfolgreich sein möchte.“
Bei aller Offenheit für Unterschiede braucht es trotzdem eine gemeinsame, verbindende Basis, die alle Angehörigen einer globalen Organisation zusammenbringt. Um in einem weltumspannenden Unternehmen trotz aller kultureller, politischer und religiöser eine gemeinsame Basis zu finden, benötigt es allerdings eine starke, gelebte Unternehmenskultur. „Respekt und Unabhängigkeit sind zwei unserer Werte bei SICK und unerlässlich dafür, wie wir unsere Gemeinschaft bei SICK gestalten. Wir respektieren unsere Unterschiede, und unsere Tochtergesellschaften agieren weltweit sehr unabhängig. Gleichzeitig arbeiten wir ständig daran, das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken.“
Globale Netzwerkorganisation statt traditioneller Hierarchien
Das Konzept einer gleichberechtigten Zusammenarbeit über geographische und organisatorische Grenzen hinweg hinterfragt allerdings traditionelle Hierarchien. „Um ein Unternehmen mit 10.000 Mitarbeitern zu leiten, wird man immer eine bestimmte Grundstruktur brauchen, und wir werden immer eine bestimmte Art von Hierarchie brauchen, um diese Organisation zu führen. Aber diese Führung sollte auf fachlicher Kompetenz und effizienter Zusammenarbeit fußen, nicht auf einer traditionell hierarchischen Organisation von Arbeit. Wir werden in agilen Teams mit unterschiedlichen Kompetenzen und einem bestimmten Ziel zusammenarbeiten. Wir können in Teams arbeiten, dessen Mitglieder in Sao Paulo, Minneapolis, Shanghai oder Waldkirch sitzen. Auf diese Weise profitieren wir von all den verschiedenen Aspekten, die aus unterschiedlichen Kulturen, unterschiedlichen Erfahrungen und unterschiedlichen Kompetenzen stammen und Mehrwert schaffen. Wir verteilen unser Wissen und unsere Kompetenzen über den ganzen Globus, schaffen in projektbezogenen Teams innovative Lösungen. Als Kolleginnen und Kollegen arbeiten wir aufgabenspezifisch im Netzwerk zusammen, unabhängig davon, zu welcher Organisation oder Einheit wir normalerweise gehören. Und wenn eine Aufgabe gelöst ist, können wir uns in neuen Teams für neue Aufgaben zusammenfinden. Das ist meine Vision der Zusammenarbeit in einer globalen Netzwerkorganisation.“
Der gemeinsame Auftrag: Die Welt voranbringen
Während Respekt und Unabhängigkeit die Voraussetzungen dafür bilden, dass diese globale Netzwerkorganisation funktioniert, zählt Mats Gökstorp zu den Erfolgsfaktoren auch die Einigkeit darüber, wo die gemeinsame Reise hingeht: „Unser Firmengründer Dr. Erwin Sick prägte für uns den Ausdruck „Technik zum Wohle des Menschen“. Wir arbeiten täglich daran, Lösungen zu schaffen, die Menschen schützen, ihnen lästige Aufgaben abnehmen und die Umwelt bewahren. Dabei setzen wir unsere Technologie ausschließlich für friedliche Zwecke ein und lehnen die Nutzung unserer Produkte im militärischen Kontext ab. Wir setzen Technologie für das Gute ein. Und das tun wir gemeinsam mit unseren Partnern und Kunden, seit 75 Jahren. Das ist unser Beitrag, um die Welt gemeinsam voran zu bringen.“
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