Produktivität und Sicherheit im Einklang: Interview über ganzheitliche Sensorlösungen für die Robotik

27.04.2023

Im Bereich der Sensor- und Systemlösungen für den sicheren und effizienten Einsatz von Robotern findet bei SICK gerade ein Paradigmenwechsel statt. Volker Glöckle, Senior Vice President Integrated Automation, erklärt die Dynamik in diesem Markt und den Weg von SICK hin zum Lösungsanbieter.

Herr Glöckle, Ihr Bereich „Integrated Automation“ hat den Auftrag, SICK als Lösungsanbieter für Automatisierungsanwendungen zu etablieren. Wie gehen Sie vor?

Glöckle: Zum Glück starten wir nicht bei null: SICK ist schon lange Jahre extrem stark darin, Automatisierungs- und Sicherheitslösungen für Roboteranwendungen zu entwickeln – allerdings bisher eher isoliert voneinander. Das wollen wir auflösen, indem wir den Roboter als Gesamtsystem verstehen, die sensorischen Hauptapplikationsfelder ganzheitlich betrachten und so die Anforderung nach höchstmöglicher Sicherheit bei hoher Produktivität erfüllen. Natürlich liefern wir parallel dazu weiterhin Sensoren an Roboterhersteller und Integratoren

 

Woher kommt die Notwendigkeit für solche ganzheitlichen Lösungen?

Glöckle: Die Erhöhung des Automatisierungsgrades ist von jeher einer der Haupttreiber in allen Industrien und somit Garant für unser Wachstum. Dazu kommen neue technische Möglichkeiten. So spielt zum Beispiel Rechenleistung heute fast keine Rolle mehr, Kundenanforderungen werden anspruchsvoller, Applikationsfelder werden breiter. All das erzeugt eine ungeheure Dynamik. Lösungsansätze können nicht mehr nur auf einzelne Gewerke reduziert werden. Für uns bedeutet das, dass wir in engem Schulterschluss mit den Roboterherstellern arbeiten, um gemeinsam die beste Lösung für die individuellen Anwendungen unserer Kunden zu entwickeln.

 

Wie funktioniert die Entwicklung einer solchen ganzheitlichen Lösung genau?

Glöckle: Am Anfang stehen beobachten und lernen. Je mehr wir über ein Anwendungsszenario wissen, desto besser können wir unsere Gesamtlösung darauf abstimmen. Und je mehr Daten und Anwendungsfälle wir sammeln, desto zielgerichteter können wir die Entwicklung neuer Lösungen steuern. So bekommen wir im Laufe der Zeit einen Fundus an Lösungsmodulen, auf den wir immer wieder zurückgreifen können, um so noch schneller und effizienter Kundenprojekte realisieren zu können.

 

Und wo kommen die Daten her?

Glöckle: Den Großteil dieser Daten generieren wir über unsere Sensoren. Unsere digitalen Plattformen App Space und Integration Space und die darauf realisierten Funktionen und Services helfen, die Daten zu konsolidieren und zu interpretieren. Natürlich können wir aber auch Prozessdaten aus Kundensystemen nutzen

Durch Deep Learning kann mit überschaubarem Aufwand und ohne tiefe Programmierkenntnisse der Algorithmus neu trainiert werden.
Durch Deep Learning kann mit überschaubarem Aufwand und ohne tiefe Programmierkenntnisse der Algorithmus neu trainiert werden.

Inwiefern spielt künstliche Intelligenz bei den neuen Lösungen eine Rolle?

Glöckle: Künstliche Intelligenz, in diesem Fall konkret Deep Learning, ist ein wesentlicher Baustein und eröffnet uns neue Möglichkeiten. KI entfaltet dann ihre ganze Leistungsfähigkeit, wenn mit Varianzen in der Applikation gerechnet werden muss, die über ein statische Programmierung nicht abbildbar sind. Dies ist zum Beispiel bei der Kommissionierung durch Roboter in der Logistik der Fall. Durch Deep Learning können hier mit überschaubarem Aufwand und ohne tiefe Programmierkenntnisse ein neues Produkt oder veränderte Produktfeatures eingelernt, der Algorithmus also neu trainiert werden. Dieses Einlernen neuer Szenerien, die veränderten Rahmenbedingungen für den Kunden noch komfortabler und einfacher zu gestalten, ist ein Thema, auf das wir mit unseren Systemen neben der Verbesserung der Robustheit abzielen.

 

Bedienerfreundlichkeit ist also ein wichtiges Thema. Was tun Sie noch, um diese zu erhöhen?

Glöckle: Wir arbeiten noch enger mit den Roboterherstellern zusammen als bisher und integrieren unsere Lösungen von Anfang an. Unsere Safety- und Guidance-Lösungen werden bestmöglich in die Robotersteuerungen integriert. Die Parametrierung und Visualisierung unserer Lösungen ist zum Beispiel ganz einfach über das Bedienpanel des Roboters möglich. Einfacher macht es auch unsere SARA-App, kurz für „SICK Augmented Reality Assistant“, die wir 2022 eingeführt haben. Durch die einfache Fehlerdiagnose und intuitive Bedienung über ein Tablet oder Smartphone reduzieren wir die Komplexität der Anwendung für die Mitarbeitenden erheblich.

Mit der 2022 eingeführten SARA-App können Fehlerdiagnosen über ein Tablet oder Smartphone durchgeführt werden.
Mit der 2022 eingeführten SARA-App können Fehlerdiagnosen über ein Tablet oder Smartphone durchgeführt werden.

Diese Lösungen kommen genau rechtzeitig. Wie haben Sie das geschafft?

Glöckle: Wie gesagt, diesen Weg verfolgen wir schon länger, und Themen wie Digital Twin zur Simulation, dynamische Sicherheitslösungen zur Erhöhung der Effizienz oder Deep Learning zur Erhöhung der Flexibilität und Robustheit werden an vielen Stellen bei uns im Unternehmen schon seit Langem umgesetzt. Jetzt bringen wir diese Aspekte für unsere Kunden noch klarer zusammen. Wie eingangs erwähnt: Es geht darum, genau zuzuhören, die richtigen Kompetenzen miteinander zu verbinden und dann die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Momentum: Magazin zum Geschäftsbericht 2022

Es lohnt sich, Erfolgsgeschichten auf das Momentum zu hinterfragen. Was war der Augenblick oder Anlass, der alles ins Rollen und zum Erfolg brachte?

Die Beiträge unseres Magazins zeigen, dass Momentum kein Zufall und mehr als die Verkettung glücklicher Umstände ist. Momentum entsteht aus Intuition, Inspiration, Erfahrung, Kompetenz und Leidenschaft.

 

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