Von der Theorie zur sicheren Umsetzung

28.07.2025

Experteninterview zur neuen Norm ISO 13855:2024 

Normen sind oft komplex – doch ihre Umsetzung muss es nicht sein. Chris Soranno, seit über zehn Jahren bei SICK tätig und Experte für internationale Sicherheitsstandards, erklärt im Interview, was die aktualisierte Norm ISO 13855:2024 bedeutet und wie Konstrukteure von den Änderungen profitieren können. Ein Gespräch über sichere Produktivität und praxisnahe Lösungen.

A SICK safety expert explaining the new ISO 13855:2024 standard
A SICK safety expert explaining the new ISO 13855:2024 standard

Die aktualisierte Norm ISO 13855:2024 ist derzeit ein „heißes Thema“. Können Sie den Hintergrund erklären? Worum geht es bei der Norm?

Chris Soranno, Manager International Safety Standards at SICK
Chris Soranno

Chris Soranno: Die neue Norm ISO 13855:2024 ist eine internationale Norm zur Bestimmung des geeigneten Sicherheitsabstands (der Position oder Konfiguration) von Schutzeinrichtungen, damit Bediener nicht in einen geschützten Gefährdungsbereich gelangen können, bevor dieser wirksam unter Kontrolle ist. Die dritte Auflage von ISO 13855, die aus der ursprünglichen EN 999 von 1998 hervorgegangen ist und zuletzt 2010 aktualisiert wurde, ist am 21. November 2024 veröffentlicht worden und bringt wesentliche Änderungen mit sich. Terminologie und Variablen wurden angepasst, um Konzepte klarer darzustellen, Begriffe wurden präzisiert und neue Inhalte wie zusätzliche Schutzeinrichtungen und zusätzliche Abstände aufgrund von Toleranzen hinsichtlich des Messprinzips wurden hinzugefügt. Diese Änderungen erfordern Anpassungen im Markt und bei Konstrukteuren neuer Geräte, um neue Sicherheitsabstände und Anforderungen umzusetzen.

 

Wie profitieren Hersteller und Bediener konkret von den Änderungen der neuen ISO 13855:2024?

Soranno: Die neue ISO 13855:2024 verbessert die Klarheit und Genauigkeit von Sicherheitslösungen durch präzisere Terminologie und detailliertere Definitionen. Anwender profitieren von einer umfassenderen Absicherung durch die Integration von Schutzeinrichtungen, die im vorherigen Standard nicht berücksichtigt wurden, und der Berücksichtigung zusätzlicher Abstandsfaktoren, die eine weitergehende Optimierung der Sicherheitskonzepte ermöglichen. Die Norm bietet wertvolle Vorteile durch verbesserte Spezifikationen und präzisere Anforderungen an Auswahl, Konfiguration und Platzierung von Schutzeinrichtungen. Diese Änderungen tragen zu besseren Sicherheitslösungen bei, mit denen die sichere Produktivität gesteigert und die Gesamtbetriebskosten gesenkt werden.

Chris Soranno, Manager International Safety Standards at SICK PCA
Chris Soranno, Manager International Safety Standards at SICK PCA
Chris Soranno, Manager International Safety Standards at SICK PCA
Chris Soranno, Manager International Safety Standards at SICK PCA

 

Was tut SICK, um Konstrukteure von Sicherheitssystemen bei der Umsetzung der neuen Norm aktiv zu unterstützen?

Soranno: Da SICK an vielen Änderungen der neuen Norm intensiv mitgewirkt hat, haben wir ein umfassendes Poster erstellt, das die Anforderungen an Sensitive Schutzeinrichtungen (SPE) in der neuen Norm ISO 13855:2024 auf einen Blick darstellt. Daneben enthält dieses Poster auch eine Übersicht gleichwertiger Anforderungen, die in nordamerikanischen Normen, insbesondere ANSI B11.19-2019 (welche kürzlich im Dezember 2024 bestätigt wurde), aktualisiert wurden. Unser Ziel ist es, Konstrukteuren klare und prägnante Informationen zu liefern, damit sie schnell und effizient die neuen Standards anwenden können. Darüber hinaus stellt SICK spezifische Schulungen, technische Unterstützung und maßgeschneiderte Lösungen bereit, um die Umsetzung der Spezifikationen zu erleichtern und die Sicherheit von Maschinen zu optimieren.

 

Was konkret beschreibt diese Übersicht?

Soranno: Das Poster fasst die wesentlichen Aspekte zusammen und führt den Anwender entsprechend der Annäherungsrichtung zur Detektionszone (siehe Poster, Spalte 1) und der jeweiligen Bezugsebene (siehe Poster, Spalte 2) durch die entsprechende Bestimmung der jeweiligen Anteile, die es bei der Dimensionierung und Positionierung zu berücksichtigen gilt. Hierzu zählen: die Mindestmaße der Detektionszone zum Erkennen des Ganzkörperzugangs (siehe Poster, Spalte 3), die Bestimmung des Zusatzabstandes für Aspekte Durchgreifen (siehe Poster, Säule 4), Über- und Untergreifen (siehe Poster, Spalte 5), sowie die Berücksichtigung von Zuschlägen resultierend aus dem Messprinzip bzw. der Anwendung der Schutzeinrichtung (siehe Poster, Spalte 6). Dieses Konzept wird für beide aktualisierte Normen angewendet: ISO 13855:2024 auf der einen und ANSI B11.19-2019 (R2024) auf der anderen Seite.

 

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